Simulation in der Medizintechnik: “Zukunftsmusik” war gestern

Symposium “Daten statt raten” vermittelt konkrete Ansätze und Vorteile

Yvonne Glienke und Andreas Wierse moderierten den Tag: Ihre Netzwerke, MedicalMountains GmbH und CASE4Med, bringen das Thema Simulation über das Symposium hinaus im Austausch mit Industrie und Forschung weiter voran.

Tuttlingen – Veranstaltet von der MedicalMountains GmbH und dem Medical Solution Center CASE4Med, wurde in Tuttlingen das Symposium „Daten statt raten“ seinem Namen gerecht: Entwicklungen und Best Practices aus Industrie und Forschung zeigten, dass Simulation der Medizintechnik bereits sehr reale Chancen bietet, ihre Wettbewerbsfähigkeit auszubauen – und den Patienten ungeahnte Perspektiven eröffnet. 

Solange sich ein Knieimplantat außerhalb des Körpers befindet, sind seine Eigenschaften recht einfach vorherzusagen. Sobald es aber seine Funktion als Gelenk übernimmt, steigt die Komplexität exponentiell an. Knochen, Muskeln, Bänder, Vorerkrankungen, Statur, Geschlecht und Alter bringen eine Vielzahl an Variablen und Variationen ins Spiel. Ließe sich im Vorfeld eines Eingriffs simulieren und schon entsprechend berücksichtigen, wie sich die Faktoren mittel- bis langfristig auswirken – Patienten könnten mit einem ebenso exponentiellen Zugewinn an Zufriedenheit und Lebensqualität rechnen. Ist das alles noch Zukunftsmusik? Dieser Begriff verhallt beim Thema Simulation so schnell wie nur in wenigen anderen Bereichen.

Yvonne Glienke (MedicalMountains GmbH) und Andreas Wierse (CASE4Med) führten durch einen Tag, der rund um Simulation kreiste – also allgemein formuliert um den „Versuch, etwas aus der realen Welt digital nachzubilden“. Dies kann umso exakter geschehen, je genauer man um die reale Welt weiß. Bedeutet: Vor jeder Simulation braucht es Daten, Messungen, Formeln, Training – und damit den Abgleich, ob das, was der Computer prognostiziert, mit den Erwartungen und der Wirklichkeit in Einklang steht.

Beispiel Bewegungsapparat.

Beispiel klinische Studien.

Beispiel Produktzulassung.

Beispiel Reinigungssimulation.

Was Dr. Matthias Joppa für seinen Fachbereich an Vorteilen aufführte, konnte als Quintessenz des gesamten Symposiums verstanden werden: Simulation bedeutet, Prozessverständnis zu steigern, Zeiten und Kosten zu reduzieren, Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. „Der Know-how-Vorsprung in einem komplexen Feld ist sehr wertvoll“, riet Andreas Wierse den Unternehmen, jene Themen zu identifizieren, „die wirklich relevant sind und bei denen es sich lohnt, tiefer zu bohren“ – und diese Schritte als Industrie und Forschung im engen Austausch zu gehen: „Wenn das Netzwerk trägt, kann man höher springen.“ Die Grundlage dafür wurde nicht zuletzt bei dem Symposium gelegt.